Der Traum vom Double und ganz viele Déjà-vus
»Wir haben es wieder getan« leuchtet es von dem extra angefertigten Werbebanner, das die Mannschaft des TuS Spenge nach dem Triumph beim Foto vor sich hält. Sie haben es tatsächlich geschafft, den DHB-Amateurpokal zu verteidigen und ihn erneut in das Handballdorf Spenge zu bringen. Es ist wirklich beeindruckend, mit welcher Zielstrebigkeit, Entschlossenheit und mit welchem Teamgeist diese Truppe agiert. Der Gewinn der Meisterschaft in der Oberliga Westfalen war das große Ziel, das man sich vor Serienbeginn auf die Fahne geschrieben hat. Der Aufstieg in die 3. Liga wurde bekanntlich schon in der letzten Woche gegen den TuS Ferndorf II erreicht. Danach wurde kräftig gefeiert in Spenge. Wie so oft, wenn die große Anspannung abfällt, gerät man danach oftmals in ein kleines Tief. Dafür hat jeder nach einer solchen Siegesserie Verständnis.
Das Team ist noch nicht satt!
Im eigens produzierten Video, dass der TuS am Samstagmorgen vor dem Finale veröffentlicht, hat der Präsident Horst Brinkmann das letzte Wort und schließt den Trailer ab: »Das wäre das Sahnehäubchen«. Damit meint er den Double-Sieg, also das Erringen von Meisterschaft und Pokal in einer Saison. Denn im Amateurbereich ist es bisher keiner Mannschaft gelungen, den Pokal zu verteidigen und gleichzeitig die Meisterschaft zu erringen. Die magischen Worte an das Team, um die Motivation und die körperliche Frische noch bis zum Finale hochzuhalten, lautet »Double«, »Titelverteidigung« und »Krönung einer herausragenden Saison«.Der TuS ist abergläubisch
In den sozialen Medien schreibt die Mannschaft in einem Post: »Wir kommen zurück in unser Wohnzimmer«. Zugegeben, das ist etwas frech. Aber es ist auch Ausdruck des großen Selbstvertrauens in die eigene Stärke. Und da Sportler bekanntlich zuweilen sehr abergläubisch sind und der Vorsitzende Horst Brinkmann scheinbar auch dazu gehört, wird vieles genau so geplant wie im Jahr zuvor. Das selbe Hotel, ein minutiös ausgearbeiteter Ablaufplan, ein morgendlicher Spaziergang an der Elbe und das obligatorische Erinnerungsfoto. Einziger Unterschied ist, dass man sich als Hintergrund eine Schiffsschraube aussucht, im letzten Jahr musste ein Anker herhalten. Und weil man das ganze Prozedere beim Finale von vor einem Jahr kannte, wirkt das Team sehr unaufgeregt und professionell. Die »Handgriffe« scheinen alle zu sitzen, für den Double-Erfolg wird nichts zum Zufall überlassen. Viele, ob Spieler oder Fan, haben an diesem Wochenende ein Déjà-vu Erlebnis. Wieder strahlt die Sonne vom blauen Hamburger Himmel, der Ausblick aus den Hotelzimmern auf die Elbe ist immer noch eine Augenweide und selbst die hoteleigenen »Hausschlappen« liegen bei der Ankunft bereit.Die Spannung steigt
Trotz all der positiven Vorzeichen ist die Anspannung am Tag des Finales bei allen Beteiligten deutlich zu spüren. Jede Siegesserie muss einmal brechen und wenn man die Gespräche an diesem Wochenende verfolgt, kann man einige sagen hören: »Auch das wäre doch schade, wenn unsere Serie gerade an diesem Finaltag reisst.« Diesen Gedanken hat wohl auch unser Trainer Heiko Holtmann, als er in der Kabine vor dem Spiel an sein Team appelliert: »Wir werden wieder verlieren, aber nicht heute, nicht hier – dieses Finale wollen wir gewinnen und Vereinsgeschichte schreiben, basta.«Es gelingt!
Das Pokalendspiel im Jahr 2017 gegen Bad Blankenburg konnte erst im Siebenmeter-Werfen entschieden werden. Bis zur letzten Sekunde wurde um den Triumph gebangt. Auch das Finale in diesem Jahr nimmt einen ähnlichen Verlauf. Der TuS kommt hervorragend ins Spiel, führt nach sieben Minuten 4:0. Sicherlich hat auch unser Keeper-Gespann Bastian Räber und Kevin Becker ein Déjà-vu. Denn Kevin Becker pariert gleich die ersten Würfe. Ähnlich wie Bastian Räber, der 2017 zwischen den Pfosten begann. Und wie gegen Bad Blanckenburg gelingt es dem jetzigen Gegner HC Elbflorenz II, im Laufe des Spiels den Spieß umzudrehen und die Führung zu übernehmen. Es ist überliefert, dass so mancher Fan in der Spenger Heimat, der das Spiel per YouTube-Stream verfolgt, an diesem Sonntagmorgen die Spannung kaum aushält und das Wohnzimmer verlässt. Doch an diesem Tag kommt es nicht zur Entscheidung vom Siebenmeterpunkt. In der entscheidenden Phase des Spiels, zwischen der 50. bis 55. Minute, packt der TuS seine Willensstärke aus, zieht eiskalt auf einen 4-Tore-Vorsprung davon und bringt das zu Ende, was sich Heiko Holtmann in der Kabine gewünscht hatte:Vereinsgeschichte schreiben!Alle Bilder ansehen